Wissenschaftliche Illustration / Arbeitstechnik

Die hier vorgestellten Bilder der Anatomie des Menschen sind überwiegend für PROMETHEUS Lern-Atlas der Anatomie (2004, Thieme Verlag) entstanden.
Für diese wissenschaftlichen Illustrationen habe ich in den frühen 90iger Jahren eine Computer gestützte Zeichen- oder Maltechnik entwickelt, basierend auf den Programmen Photoshop und Freehand.
Bis dahin waren Bilder dieser differenzierten Aussagekraft nur analog mit Aquarellfarben, Pinsel, Spritzpistole und Bleistift herzustellen.
Beim Einsatz des Computers für die wissenschaftliche Illustration, war ich bestrebt, die ästhetische Qualität der Aquarelltechnik zu halten.


Aquarell

Nach dem Skizzieren, wird beim Aquarellieren der hellste und der dunkelste Farbwert festgelegt und in diesem Rahmen kann man sich vorantasten. Überschreitet man die gesetzten Grenzen, ist das Bild unbrauchbar oder zumindest schlecht. Korrekturen sind kaum möglich. Jede Einzelansicht muss neu gezeichnet/gemalt werden. Ein großes Maß der Konzentration ist so auf die Technik gelenkt.


Digmografie

Am Computer fahre ich mit einem drucksensitiven Stift über ein digitales Zeichenbrett, das die Schwingungen, den Druck sowie feinste Bewegungen (ähnlich dem Zeichnen mit Pinsel oder Bleistift auf Papier) an den Rechner übermittelt und als Bild am Monitor sichtbar werden lässt. Diese Technik lässt mich unmittelbar und intuitiv mit meinem Darstellungsgegenstand umgehen, vergleichbar einem Bildhauer, der eine Figur in Ton modelliert. Ich lege Farbe auf, modelliere die Umrisse indem ich wegnehme, wieder auftrage, anfüge, abflache und verstärke. Das hell und dunkel der Farbe, kalt oder warm..., ist nicht ein vorab bestimmtes Konstrukt, sondern entsteht im Prozess des Machens. Ich ertaste den Darstellungsgegenstand während ich ihn am Monitor modelliere.
Schicht für Schicht von innen nach außen werden die Zeichnungen aufgebaut. Die Schichten bleiben als Einzelzeichnungen bestehen, so kann ich während des Arbeitens auf die darunter liegenden Strukturen schauen, um zu sehen, wie sie sich nach oben auswirken müssen.
Letztendlich gehe ich mit dieser Arbeitsweise den umgekehrten Weg des Präparators, der seinerseits Schicht für Schicht von außen nach innen freilegt.
Diese Technik, die Dinge darzustellen, hat nur noch wenig mit der bisherigen Mal- und Zeichentechnik zu tun. Es sind auch keine Aquarelle, keine Zeichnungen im herkömmlichen Sinn.
Es sind digital modellierte Grafiken, also: Digmografien.